MILLA („Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle“)
Stellungnahme des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter zu MILLA:
Ein Arbeitsstab der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag hat im November 2018 mit MILLA („Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle“) einen Konzeptentwurf für eine staatlich finanzierte und betreute digitale Weiterbildungsplattform entwickelt. Hierzu nimmt der Bundesverband der Fernstudienanbieter wie folgt Stellung:
Erstaunt ist der Fachverband für mediengestütztes Lernen vor allem über die beschriebene Ausgangslage, auf dessen Basis MILLA entwickelt wurde. So bestünden die Defizite des deutschen Weiterbildungssystems vor allem darin, dass es nicht zentral verwaltet, nicht individuell modularisierbar sei und dem Bildungsföderalismus unterliege. Angeboten fehle die Vermittlung über digitale Methoden, sie seien nicht modern und es fände keine Erfolgsmessung statt. Das mag für die Präsenzlehre gelten, doch sind Mitglieder des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter hier längst viele entscheidende Schritte weiter, denn:
- Fernunterrichtsangebote in Deutschland unterliegen dem Fernunterrichtsschutzgesetz und somit einem in der Weiterbildung einzigartigem Verbraucher:innenschutz. Die staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) prüft und begutachtet seit 1977 DistancE-Learning-Angebote, die der beruflichen oder allgemeinen Bildung dienen, nach strengen Kriterien. Dabei wird besonderer Wert daraufgelegt, dass Lehrgänge so gestaltet sind, dass angestrebte Lehrgangsziele auch erreicht werden können. Die ZFU dient als Aufsichtsbehörde und verwaltet zentral alle in Deutschland zugelassenen Fernunterrichtsangebote.
- Für die Zulassung eines Fernunterrichtsangebotes muss eine „abgeschlossene Lehrgangsplanung“ eingereicht werden. Diese ist als eine umfassende Beschreibung des Lehrgangs zu verstehen und gibt als vollständiges, in sich abgeschlossenes Gesamtkonzept umfassend Auskunft über die Lehrgangsziele, die Zielgruppe, den didaktischen Ansatz, deren Umsetzung, die Betreuung und die Evaluation des Angebotes. Da Lehreinheiten im Fernunterricht lernzielorientiert konzipiert sind, nutzen Fernstudienanbieter schon seit Jahren die Möglichkeit, im sogenannten „Cafeteria-Modell“ Lernmodule losgelöst aus dem Gesamtcurriculum anzubieten. Dieses Modell unterstreicht einmal mehr die Flexibilität der Methode und bietet den Teilnehmenden schon lange die von MILLA geforderte Individualisierbarkeit von Weiterbildungsangeboten. Zudem ist der Teilnehmende im Fernunterricht nicht nur örtlich und zeitlich unabhängig, sondern kann auch sein eigenes Lerntempo bestimmen und es unterschiedlichen Lebensphasen anpassen. Somit ist Fernunterricht die individuellste Form der Weiterbildung.
- Der Studienbrief als traditionelle Grundlage ist auch heute noch ein wichtiges Instrument für die Vermittlung von Lerninhalten im Fernunterricht. Zunehmend sind Studienbriefe jedoch interaktiv gestaltet. Denn der Einsatz von Audio- und Videodateien, interaktive webbased Trainings und Online-Test zeichnet modernen Fernunterricht aus. Darüber hinaus wird diese Vermittlungsmethode bereits seit Jahren durch das Angebot von Webinaren ergänzt. Doch nicht nur in der Inhaltsvermittlung nutzt die Branche zeitgemäße digitale Möglichkeiten, sondern auch in der Betreuung des Lernenden. Über diverse Kommunikationskanäle steht der Teilnehmer stets im engen Kontakt zu fachkompetenten Tutoren, die Rückmeldungen zu Projektarbeiten, Fallstudien und Einsendeaufgaben geben und auch für begleitende Fragen jederzeit zur Verfügung stehen. Erfolgsmessungen, ein enger Austausch und vertiefende Wissensvermittlungen finden zudem in Präsenzphasen statt.
Moderner Fernunterricht bietet daher schon seit Jahren alles, was MILLA für die Zukunft der Weiterbildung in Deutschland fordert. Unsere Branche ist seit jeher zugleich Antriebsrad und Vorreiter für die Digitalisierung der Bildung und entwickelt sich stetig fort. Und trotzdem findet Fernunterricht keine Erwähnung im vorliegendem Konzeptentwurf und grenzt die Anbieter von Fernunterricht somit aus dem Wettbewerb aus. Wir fordern daher statt eines „Netflix für die Weiterbildung“ eine neue Weiterbildungskultur, in der lebenslanges Lernen Realität wird. Dabei gilt es vor allem den bestehenden Markt für alle Akteure beider Seiten – Weiterbildungsanbieter und Weiterbildungsinteressierte – fairer zu gestalten.
Gern bringen wir unsere Expertise in die Gremienarbeit ein.
Ansprechpartner für weitergehende Fragen:
Bundesgeschäftsstelle
Tel. 030 – 767 856 970
geschaeftsstelle@fernstudienanbieter.de
Stand: Sommer 2019