Quereinstieg in den Lehrer:innenberuf –
Interessante Option dem Lehrer:innenmangel zu begegnen
In den letzten Jahren ist es deutlich zu sehen: Zum jeweiligen Schuljahresbeginn können bundesweit bei weitem nicht alle Lehrer:innenstellen besetzt werden. Besonders spürbar ist der Lehrendenmangel an den Grund- und Berufsschulen. Das gilt aber nicht für alle Schulformen. Im Bereich der Sekundarstufe II bei den Gymnasiallehrern gibt es bundesweit, mit Ausnahme von Thüringen, heute schon ein Überangebot an Lehrer:innen. Unterschiede gibt es auch in den Regionen, so ist die Lage in Teilen Ostdeutschlands angespannter als im Westen. In Berlin und Brandenburg konnten zwar zum letzten Schuljahresbeginn alle freien Lehrer:innenstellen besetzt werden, aber nur mit Hilfe von Quereinsteiger:innen, die noch weiter ausgebildet werden müssen.
Die Kultusministerien stehen vor der Herausforderung, den Lehrendenmangel möglichst genau vorherzusagen. Aber das ist kein einfaches Unterfangen. Wer als Lehramtsstudent:in angefangen hat, braucht etwa sieben Jahre, bis er oder sie fertig ist und eine Lücke füllen kann. Gerade in den Zeiten guter Konjunktur haben viele Lehramtsabsolvent:innen eine Anstellung in der freien Wirtschaft dem Lehrer:innenberuf vorgezogen. Darüber hinaus führen nicht alle Lehramtsstudierenen ihr Studium zu Ende. In Berlin haben nur noch rund vier von zehn Lehrkräften ein abgeschlossenes Lehramtsstudium. Auch bildungspolitische Entscheidungen spielen eine Rolle, wenn es darum geht, wie viele Lehrer:innen gebraucht werden. Dazu zählen z. B. Vorgaben zur Klassengröße oder andere pädagogische Maßnahmen, welche die Qualität des Unterrichts verbessern sollen.
Der aktuelle Lehrer:innnenmangel ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Kultusministerien der Länder lange Zeit mit zurückgehenden Schülerzahlen gerechnet haben und daraufhin die Ausbildungskapazitäten angepasst haben. Was nicht vorauszusehen war, ist die steigende Zahl von Kindern aufgrund von Zugewanderten und Geflüchteten, aber auch die seit einigen Jahren stark steigende Geburtenrate. Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung gibt es als Folge dieser Entwicklung bis zum Jahr 2025 128.000 Grundschüler:innen mehr als geplant. Andererseits verschärft die Pensionierungswelle in den nächsten Jahren, insbesondere in Ostdeutschland, die Lage auf dem Stellenmarkt für Lehrer:innen. Nach Berechnungen des Bildungsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern gehen bis zum Jahr 2030 rund 80 % des Kollegiums in den Ruhestand. Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung gehen von den bundesweit rund 125.000 Berufsschullehrer:innen bis zum Jahr 2030 fast die Hälfte in den Ruhestand.
Alle Bundesländer haben inzwischen Maßnahmen ergriffen, gegen den Lehrer:innenmangel vorzugehen. Frühzeitig hat Bayern die Ausbildungskapazitäten für Lehrer:innnen hochgefahren und längst begonnen, jährliche Bedarfsprognosen zu erstellen. Die anderen Bundesländer ziehen nach und beginnen u. a. damit, den Lehramtsabsolvent:innen und Referendaren die Möglichkeit zu geben, Zusatzqualifikationen zu erwerben, um ihnen einen Wechsel in eine andere Schulform zu erleichtern. Absolvent:innen anderer Studiengänge, die kein Lehramtsstudium abgeschlossen haben, wird das Angebot gemacht, durch den Erwerb von pädagogischen Zusatzqualifikationen, einen Quereinstieg in den Lehrer:innenberuf zu ermöglichen.
Um dem Lehrer:innenmangel zu entgegnen, könnte von den zuständigen Ministerien eine weitere, bisher nicht genutzte Ressource erschlossen werden, indem Bildungskapazitäten im Bereich der privaten Hochschulen und Fernhochschulen mit in die Planung einbezogen werden. Gerade die Fernhochschulen bzw. auch Fernschulen sind darauf spezialisiert, häufig sehr motivierten und eigeninitiativ tätig werdenden berufstätigen Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, sich höher zu qualifizieren und akademische Abschlüsse anzustreben. Hier stehen Ausbildungskapazitäten bereit oder können geschaffen werden, um an pädagogischen Berufen interessierten Menschen mit entsprechenden Vorqualifikationen Studienangebote zu offerieren, sodass sie sich auf diesem Weg für den Lehrer:innenberuf qualifizieren könnten. Wenn es gelänge, unter der Regie der Landesinstitute und der Lehrer:innenakademien der einzelnen Bundesländer im Verbund mit Fernhochschulen und Bildungseinrichtungen spezifische Bildungsprogramme für diese Zielgruppen zu entwickeln, könnte dem Szenario eines längerfristig drohenden Lehrer:innenmangels begegnet werden. Darüber haben Fernstudieneinrichtungen jahrzehntelange Erfahrungen mit mediengestützter und digitaler Bildung bei der Qualifizierung berufstätiger Erwachsener. Das System der digitalisierten Bildung hat sich dabei längst bewährt, wie aus den Zahlen und Ergebnissen der sektorbezogenen Statistiken zu den Studiengangs- und Berufsabschlüssen zu ersehen ist. Hier bietet sich die Chance für die öffentliche Bildung von diesem Know-how zu profitieren und das Schulsystem für die sich abzeichnenden Herausforderungen einer digitalisierten Bildung neben den traditionellen Methoden des Unterrichts zu wappnen und zukunftsfähig aufzustellen.
Der Bundesverband der Fernstudienanbieter ist jederzeit bereit, mit den zuständigen Ministerien auf Bundes- und Landesebene in einen Dialog zu treten, um entsprechende Maßnahmen zu erörtern.
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Stand: 2020/2021